
Das birmanische Hühnercurry ist ein noch weitgehend unbekannter kulinarischer Schatz, der mehr Aufmerksamkeit verdient. Anders als die bekannteren indischen oder thailändischen Currys zeichnet sich diese burmesische Zubereitung durch ihre aromatische Tiefe und relative Einfachheit aus. Das feine Gleichgewicht zwischen erdigem Kurkuma, würziger Schärfe und der milden Säure der Tomaten schafft eine cremige Sauce, in der das langsam gegarte Hühnchen perfekt zart wird und komplexe Aromen aufnimmt. Besonders charakteristisch für dieses Curry ist das Öl, das am Ende des Garvorgangs langsam an die Oberfläche steigt – ein traditionelles Zeichen für das Gelingen und ein wesentlicher Geschmacksträger.
Letztes Jahr habe ich dieses Curry für Freunde gekocht, die dachten, sie kennen bereits alle asiatischen Curryvarianten. Sie waren völlig überrascht von den einzigartigen Aromen, die weder indisch noch thailändisch, sondern zutiefst birmanisch waren. Das Geheimnis, so gestanden sie mir, lag in der cremigen Textur und dem Geschmacksreichtum, der ganz ohne Kokosmilch erreicht wurde. Genau das macht die Besonderheit burmesischer Currys aus.
Grundlegende Zutaten
- Oberschenkel und Keulen mit Haut - Diese Teile sind entscheidend für das Gelingen des Gerichts. Im Gegensatz zur Brust bleiben diese fetteren und geschmackvolleren Stücke auch bei längerer Garzeit saftig. Die Haut, die absichtlich drangelassen wird, bereichert die Sauce auf natürliche Weise und verleiht dem fertigen Gericht eine zusätzliche Textur
- Kurkuma - Neben seiner schönen goldenen Farbe verleiht Kurkuma dem birmanischen Curry seinen charakteristischen erdigen Geschmack. Verwende hochwertiges Kurkuma, möglichst frisch gemahlen, dessen intensive Farbe und kräftiges Aroma deine Zubereitung verwandeln werden
- Fischsauce - Eine unverzichtbare Zutat in der südostasiatischen Küche, die eine tiefe Umami-Dimension liefert, die anders nicht zu erreichen ist. Ihr kräftiger Duft nimmt beim Kochen ab und hinterlässt einen reichen und komplexen Geschmack
- Zitronengras-Pulver - Es bringt die frischen, zitronigen Noten mit, die für die Identität des Gerichts wesentlich sind. Wenn du frisches Zitronengras bekommst, kannst du es fein hacken, bevor du es deinem Curry hinzufügst
In meiner Küche sind diese Zutaten zu wertvollen Verbündeten geworden, seit ich die birmanische Küche entdeckt habe. Ich habe gelernt, dass sich ein authentisches birmanisches Curry durch seine relative Einfachheit und langsame Garzeit auszeichnet, wodurch sich die Aromen vollständig entwickeln können, ohne dass eine lange Zutatenliste nötig ist.
Detaillierte Anleitung
Vorbereitung und Marinieren des Hühnchens
Spüle die Hühnchenstücke unter kaltem Wasser ab und tupfe sie dann gründlich mit Küchenpapier trocken. Dieser oft vernachlässigte Schritt ist wichtig, damit die Gewürze richtig am Fleisch haften. Mische in einer großen Schüssel Salz, gemahlenes Kurkuma und gemahlenen Ingwer für eine trockene Marinade. Gib die Hühnchenstücke dazu und reibe sie vorsichtig mit der Gewürzmischung ein. Achte darauf, dass jedes Stück gleichmäßig bedeckt ist, wenn möglich auch unter der Haut. Lass das Fleisch bei Zimmertemperatur ziehen, während du die anderen Zutaten vorbereitest, idealerweise etwa 30 Minuten, damit die Aromen ins Fleisch einziehen können.
Aromatische Basis und erstes Anbraten
Erhitze Pflanzenöl oder Erdnussöl in einem großen Schmortopf mit dickem Boden bei mittlerer Hitze. Gib die fein gehackte Zwiebel hinein und brate sie etwa 5 Minuten an, bis sie durchscheinend wird und leicht bräunt. Füge den Knoblauch hinzu (den du fein hacken oder zu einer Paste zerdrücken kannst, je nach Vorliebe) und koche ihn 1-2 Minuten, bis sein Duft freigesetzt wird. Pass auf, dass er nicht verbrennt, da er sonst bitter wird. Gib das Chilipulver unter schnellem Rühren hinzu, damit es im Öl ziehen kann, ohne zu verbrennen. Gib sofort die marinierten Hühnchenstücke dazu und brate sie von allen Seiten etwa 5 Minuten an. Dieser Schritt versiegelt das Fleisch und schließt die Säfte ein, während sich gleichzeitig eine reiche Geschmacksschicht entwickelt.
Sanftes Schmoren für Zartheit
Sobald das Hühnchen leicht gebräunt ist, gib etwa eine halbe Tasse Wasser hinzu – gerade genug, um eine feuchte Umgebung zu schaffen, ohne die Stücke zu bedecken. Decke den Topf teilweise ab und reduziere die Hitze auf niedrig bis mittel. Lass alles 10-15 Minuten sanft köcheln. Diese schonende Garphase erlaubt es dem Hühnchen, langsam zart zu werden und dennoch saftig zu bleiben. Eine gleichmäßige, sanfte Hitze ist entscheidend – zu hoch, und die Sauce würde zu schnell reduzieren; zu niedrig, und die Aromen würden sich nicht richtig entfalten.
Einarbeiten von Tomaten und Gewürzen
Nach diesem ersten Schmoren gib die gewürfelten Tomaten (oder leicht zerdrückte geschälte Tomaten), Fischsauce und Zitronengras-Pulver hinzu. Rühre behutsam um, damit die Hühnchenstücke, die bereits zart werden, nicht auseinanderfallen. Die Tomaten werden sich nach und nach auflösen und die Sauce mit ihrer milden Säure anreichern, was die Reichhaltigkeit des Hühnchens perfekt ausgleicht. Falls die Sauce zu dick erscheint, kannst du etwas Wasser hinzufügen, aber sparsam – authentisches birmanisches Curry hat eine relativ dicke Konsistenz. Koche weitere 10-15 Minuten ohne Deckel, wobei du gelegentlich vorsichtig umrührst.
Fertigstellung und traditioneller Test
Hier kommt der entscheidende Schritt, der das birmanische Curry auszeichnet: Das Garen wird fortgesetzt, bis das Öl, das sich zunächst mit der Sauce vermischt hatte, wieder an die Oberfläche steigt und kleine goldene Tröpfchen bildet. Dies ist das traditionelle Zeichen, dass das Curry perfekt gegart ist. Diese Öltrennung ist in der birmanischen Küche kein Fehler, sondern erwünscht, da sie anzeigt, dass die Aromen ihren Höhepunkt erreicht haben. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Sauce eingedickt sein und die nun zarten Hühnchenstücke großzügig umhüllen. Probiere und passe die Würzung bei Bedarf an, eventuell mit etwas mehr Fischsauce für einen intensiveren Geschmack.

Burmesische Servierweise
Nach burmesischer Tradition wird dieses Curry in einer großen gemeinsamen Schüssel serviert, begleitet von separat serviertem weißen Reis. Jeder Gast nimmt sich Reis und gießt nach Belieben Curry darüber. In Burma wird dieses Gericht stets von einem knackigen Salat (oft aus fermentierten Teeblättern oder Kohl) und einer Auswahl an Beilagen wie frischem Chili-Chutney, knackigen Zwiebeln oder frischen Kräutern begleitet.
In meiner Familie ist dieses Curry zum Sonntagabendritual geworden. Meine Kinder, anfangs skeptisch gegenüber diesem unbekannten Gericht, wurden vom zarten Hühnchen und der milden, trotz Chili nicht zu scharfen Sauce überzeugt. Mein ältester Sohn wartet jetzt schon gespannt auf das "Erscheinen des magischen Öls" am Ende der Garzeit – für ihn das Zeichen, dass das Festmahl beginnen kann.
Ich habe eine bewegende Erinnerung an meine Entdeckung dieses Gerichts während einer Reise nach Yangon, wo eine Familie mich eingeladen hatte, ihre tägliche Mahlzeit zu teilen. Die Großzügigkeit ihrer Küche und der Reichtum der Aromen, die mit einfachen Zutaten erzielt wurden, haben mich tief beeindruckt. Dieses Curry bei mir zu Hause nachzukochen, ist ein bisschen wie ein Stück dieser birmanischen Gastfreundschaft in meinen Alltag zu bringen.
Häufig gestellte Fragen
- → Woher stammt dieser birmanische Curry?
- Dieser Curry vereint einzigartige Kochtechniken und Gewürze aus Südostasien und spiegelt die kulinarische Vielfalt Birmas wider.
- → Wie kann man den Curry milder machen?
- Weniger Chilipulver verwenden oder mildere Sorten nehmen. Ein Klecks Joghurt oder Kokosmilch kann die Schärfe ebenfalls mildern.
- → Kann man Huhn durch etwas anderes ersetzen?
- Tofu, Tempeh oder auch Fisch funktionieren als Alternativen. Nur die Garzeit entsprechend anpassen.
- → Welches Beilagen passen dazu?
- Ein lockerer Basmati- oder Jasminreis passt hervorragend. Frischer Salat oder eingelegtes Gemüse ergänzt das Gericht optimal.
- → Wie bewahrt man den Curry auf?
- Im Kühlschrank hält er bis zu 3 Tage. Mit der Zeit werden die Aromen meist sogar noch intensiver.